montanaberlin von 2008 - 2010:
Esther Horn
Christian Heilig
Nadine Rennert
Richard Schütz
Matthias Röhrborn
Christian Jasper / Skulptur/ Objekt
Gab Heller / Zeichnung / Malerei / Animation
montanaberlin ist Absicht, Handlung und Raum.
Wir fokussieren mit unserer Arbeit Energie als Schnittstelle zwischen Natur und menschlichem Lebensraum. Wir ordnen und entwerfen neue Realität. Realität umfasst hier genaue Beobachtung, surreale Erfindung, Konstruktion und Durchdringung von Innen- und Außenwelt.Wir sind monadische Nomaden, die sich verbinden. Ausgehend von dem Wissen um die heterogenen Aspekte von Realiät, wird diesen in der eigenen künstlerischen Arbeit Raum gegeben.
Wir möchten, dass die unmittelbare Präsenz von Kunst Diskurse auslöst. Wir untersuchen nicht, wir drücken Dinge direkt aus.
"...diese Form der Illusion ist beabsichtigt: sie ermöglicht durch die Destabilisierung der Wahrnehmung das Erzeugen eines geistigen Raumes..." (Baudrillard)
Von Oktober 2006 bis Dez. 2008 hat montanaberlin Künstler, Galerien und andere Institutionen in ihren Projektraum in der Brunnenstraße 29 Berlin eingeladen. Wir haben seit Bestehen 60 Künstler aus Deutschland, Schweden, den Niederlanden, Großbritannien, Spanien, Tschechien und den U.S.A in ca. 20 Ausstellungen gezeigt. Grundlage der Ausstellungsprojekte war der Dialog der Gäste mit thematischen und formalen Aspekten der künstlerischen Arbeiten von montanaberlin. Anliegen war es, ein Forum, eine Plattform, einen Raum zu schaffen, um unkompliziert und zeitnah Ausstellungen zu realisieren, die so direkt wie möglich mit unserem Leben und unseren Ansichten über Kunst zu tun haben.Seit 2008 zeigt montanaberlin Ausstellungsprojekte in nationalen und internationalen Institutionen.
Das Bild steht bei Esther Horn im Mittelpunkt der künstlerischen Arbeit. Leinwand als Ort für Vorstellung, Bild und Raum zugleich: dieser Bezug brachte auch ihre raumbezogenen Wandarbeiten hervor. In Verbindung mit einem realen Raum schaffen sie eine neue Wirklichkeit und erschließen sich über die sehende Bewegung im Raum. Landschaft und ihre (Re)Konstruktion: die Malerin transformiert Fläche, Figur, Gegenstand in vieldeutige Situationen zwischen Zivilisatonsfragment und Natur. Bäume staken aus Farbflächen, Sonne fällt als Lichtpunkt vom Himmel. Menschen greifen zerfließend in Farbfelder, verdunkeln sich zu Schatten in glühenden Sonnenuntergängen oder erscheinen zeichenhaft in Farbströmen. Gleissende Lichtinseln, versprengte Gebäude: ein unwirklicher, eher traumähnlicher Zustand - er zieht den Blick nach innen, richtet ihn auf eine Erinnerung an sich selbst, auf die eigene, ständig gegenwärtige Inkonsistenz.
Jörn Gerstenbergs großformatige, monochrome PVC-drucke sezieren, entwerfen und erneuern Raum. Öffentlich - urbane Architektur wird radikal entleert; Museen leergefegt, Supermärkte geplündert, Zoos entvölkert und Bauvorhaben in Investitionsruinen verwandelt. Ein so elementar auf Fläche und Linie reduzierter Bildraum beschwört immer neue Konstrukte und Konstruktionen; weissen Laserstrahl-Gefügen gleich, setzt er sichzu streng kalkulierten Hologrammen zusammen, unseren Lebensraum nach seiner Herkunft befragend.
Oliver Krähenbühl „nichtet“ den Bildraum. Motive aus Zeitungsfotos, ausgewählt aus dem täglichen Stakkato der Bilderflut, setzt er einer tödlichen Blendung aus, konfrontiert sie mit der eigentlichen Farbe des Todes dem Weiß. Krähenbühl lotet damit ein Phänomen der Wahrnehmung auf und fragt nach veränderten Bedingungen für Erinnerung: In einer Welt der im Sekundentakt um den Erdball sausenden Bilder, deren Abfolge durch extrem kurze Schnitte enorm beschleunigt ist, wird es für den Betrachter immmer schwieriger, diese gegeneinander abzugrenzen. Er kann die einzelnen Bilder nicht mehr leicht festhalten, da die folgenden diese sogleich wieder überblenden. Die Flut von Bildinformation wird zum weißen Rauschen. Die Masse der Information löscht sich gegenseitig aus. Die Leerstellen in Oliver Krähenbühls Bildern stehen für Gelöschtes, Ausgeblendetes und Verdrängtes. Und nicht zuletzt für Sehnsuchtsorte.
Der Zugang zu Tassilo Sturms Installationen führt über Assoziationen kultureller Erfahrung. Das Wahrnehmen von theatralischen Räumen, Kulissen, Fotos vonReportagen über Expeditionen etc. nutzt Tassilo Sturm, um dem Betrachter in das hermetische System seiner Arbeiten zu locken. Dort erwartet ihn ein Zustand des provisorischen Bannens einer bedrohlich empfundenen Außenwelt. Pappkartons, Sperrholzwände die dürftigen Schutz bieten und Schlitten deren Ausrüstung einen Aufbruch in den Untergang versprechen sind Material für den Bau von Tassilo Sturms raumgreifender Arbeit. Die Menschen, die scheinbar fluchtartig die Räume Tassilos Sturms verlassen haben, sind die, welche sich gerade fragen, wo die Leute eigentlich geblieben sind, die eben noch anwesend waren.
„Der fiktive Raum oder... wie mache ich Raum fiktiv. Ich spreche von der Form als Sprache“. Christian Heilig entwickelt Modellstrukturen einer „Innenarchitek- tur“ paralel zu „inneren Strukturen“. Simultan zum Prozess einer Zeichnung spürt er ungewöhnlichen Momenten in einem vorgefundenen Raum nach und konstruiert mit z.T. aufwendigen Umbauten „Räume in Räumen“. Funktion und Fiktion fallen in seinen Installationen in eins. In seinen jüngsten Arbeiten entwirft Heilig eine neue Version von "Räumen in Räumen": geheimnisvolle Modelle - zumeist unter Glasdomen - spiegeln surreale Biotope, deren figurative Elemente Realitätsfetzen gleichkommen, die vor unserer Erinnerung liegen.
Nadine Rennert entwickelt Skulpturen, die sich mit Vorstellungen von Seinszuständen auseinandersetzen. Die Skulptur „Mädchen ohne Hände“, von 2005, vereint die Schilderung eines Folteropfers mit der Entwicklungsgeschichte einer Märchenfigur, in der die Tochter ohne Hände ihr Elternhaus verlässt, um ihre Selbstständigkeit zu erlangen.In der Arbeit „Fallschirm“ von 2007 werden Blessuren zu Sicherheitsriemen am Rücken einer kauernden Figur, gewinnt das Spiel mit Schein und Sein von Sicherheit noch weitreichendere Dimensionen.
Die fotografischen und filmischen Szenen von Richard Schütz befassen sich in metaphysischer und analytischer Reflexion mit dem Ist-Zustand unserer Lebenswelt, Gesellschaft, Kultur. In einem Vexierspiel von Banalität und Bedeutung, Leere und Fülle laden sich Fotos und Filme scheinbar selber auf, zeigen Situationen oder Ausschnitte, die spürbar die Einfachheit ihrer dargestellten Ausgangssituation überwinden und in einen Zustand des Geheimnis´ verwandeln.
Matthias Röhrborn ist Maler. Seine Bilder sind geprägt von einer sinnlich-prozesshaften Malweise, die von der Lasur bis pastosem Farbauftrag reichen. Seine Bildwelt umfasst auch Elemente des Pathos, der Ironie und des Kitsches, die ein Gegengewicht zu seiner Malweise bilden: er hintertreibt seine ironische Geste mit sinnlichem Ernst. Damit gelingt ihm, was nur wenige vermögen: er entwickelt Bilder, die in der Ambivalenz der näheschaffenden Ernsthaftigkeit und vergnüglich-heiteren sowie trennscharfen Distanz stehen.Er erreicht eine Ganzheit von Rezeptionsmöglichkeit, die von formalen und inhaltlichem Reichtum zeugt.
montanaberlin seit 2010/14:
Esther Horn / Malerei / Raumzeichnung / Animation
Jörn Gerstenberg / Zeichnung / Druckgrafik
Oliver Krähenbühl / Malerei
Tassilo Sturm / Installation / Skulptur/ Objekt / Video
Christian Heilig / Installation / Skulptur / Grafik
Richard Schütz / Fotografie
Nadine Rennert / Skulptur/ Objekt / Animation
Matthias Röhrborn / Malerei