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ganz im Ernst: endlich menschlich

27.06.08 - 02.08.2008

Eröffnung: Freitag, 27. Juni 2008, 19h

Clemens Braukschulte /Köln
Stefan Demary /Düsseldorf
Axel Fischer  /Münster
Klaus Geigle  /Münster
Frederik Foert  /Berlin
Stella Geppert  /Berlin
Christian Jasper  /München
Leo  /Berlin/London
Matthias Röhrborn  /Berlin

Malerei / Skulptur / Objekt / Foto


Der zweite Teil des diesjährigen Ausstellungszyklus :endlich menschlich wendet sich
einer künstlerischen Thematik zu, die nicht immer hält was sie verspricht: Humor. In Ab-
wandlung eines Goethe-Zitats ist der rezeptive Akt einer humorbezogenen Arbeit nicht
selten von dem Eindruck begleitet: "Man sieht die Absicht und ist verstimmt."Wir unter-
nehmen den Versuch, dieser Gefahr entgegenzuwirken und durch den Dialog der neuen
montanaberlin - Mitglieder Matthias Röhrborn und Christian Jasper mit ihren Gästen
eine nuancenreiche Perspektive auf Humor und Lachen zu ermöglichen. Röhrborn ent-
wickelt u.a. Bildserien, in denen Pathos, Ironie und Kitsch ein Gegengewicht zu sinn-
lich - prozesshafter Malerei bilden: er hintertreibt seine ironische Geste mit sinnlichem
Ernst.

Matthias Röhrborn, Dagobert, Öl/N, 2006

Diese eigene und mitunter abgründige Ausprägung von Komik kontrastiert und ergänzt
die Arbeit von Christian Jasper, dessen Humorausprägung den wohl schmerzhaftesten
Anteil der Ausstellung bestreitet: seine Identitätsbefragung führt ein Moment der Entblö-
ßung und Selbstverletzung mit sich, die im Moment des (anerkennenden) Lächelns ihre
Berechtigung findet.

Christian Jasper, Typ 2, 2007

Ein weiteres Kriterium der Künstlerwahl ist ein Ausblick auf den Wandel des Motivs Hu-
mor in der Kunst: die Künstler Clemens Braukschulte, Stefan Demary und Axel Fisch-
er, Jahrgang ´58, ´59 und ´56 haben in den späten 80-er Jahren schon gemeinsam aus-
gestellt und wurden u.a.1992 in zwei Bänden des KUNSTFORUM zum Thema Kunst und
Humor besprochen.
Die skulpturale Arbeit von Stefan Demary, Clemens Braukschulte, Axel Fischer und
LEO verbindet ein reduziert-essentieller Umgang mit Material, der surreale und komi-
sche Bezüge freisetzt.

Axel Fischer, Salz, 2008-06-18

Alltagsobjekte, alltägliche Handlungen werden in raffinierter Einfachheit in Zusammen-hänge transformiert, die sowohl Komik als auch Erkenntnis bewirken.

Stefan Demary, o.T. 2007Clemens Braukschulte, Moped, 1995

LEO, accidental sculpture, 2006

Die Arbeit von Klaus Geigle, dessen Bilder 2007 schon in einer Ausstellung bei monta-

naberlin zu sehen waren, spiegelt eine morbide Ambivalenz von Komik, Trash und Sinn-
lichkeit. "Präparat Skathamster" ist, in seiner "bierernsten" Putzigkeit, auch ein Präparat
von Gesellschaftsleben.

Klaus Geigle, Präparat Skathamster, Öl/LW, 2007

Zwischen Humor und Tragik bewegen sich, im wahrsten Sinne des Wortes, die kine-
tischen Objekte von Frederik Foert: ihren Ausgangspunkt stets im Alltag ansiedelnd,
führt Foert dem Betrachter Autounfälle, Annäherungsversuche beim Kaffeetrinken sowie
Elvis´ Hüftschwung vor Augen und ad absurdum. Spielzeugautos, Schlagbohrer oder
Plattenspieler tun, was sie am Besten können: sich mechanisch bewegen, sind Protago-
nisten kleiner Schauspiele und avancieren so zu Abbildern menschlicher Handlung.

Frederik Foert, the king him shelf, 2002

Die künstlerische Vorgehensweise von Stella Geppert beschäftigt sich mit dem Men-
schen und seiner Beziehung zu Raum und Architektur. Raumbildung entsteht in ihrer
Betrachtung immer auf der Beziehungsaufnahme von mindestens zwei Elementen
(Mensch/ Objekt, Mensch/Wohnraum, Mensch/Mensch). So hat sie für ihre Arbeit
"Eigene Verhältnisse mit Kontaktaufnahme", ihren Bekannten die Polster einer U-Bahn
ausgeliehen, um sie in ihr Lebensumfeld zu integrieren und durch diesen sehr einfachen
Kontextwechsel eine so skurille wie komische Verbindung geschaffen.

Stella Geppert, Eigene Verhältnisse mit Kontaktaufnahme, 2002/2003