montanaberlin zeigt:
trojan horses
8.11.08 - 29.11.2008
Eröffnung: Freitag, 7. November 2008, 19h
Christian Heilig
Esther Horn
Karen Oostenbrink
Richard Schütz
Christoph Wedding *
* Teilnahme aus gesundheitlichen Gründen abgesagt
Foto / Film / Installation / Wandmalerei
eine Ausstellung im Rahmen des 3.europäischen Monat der Fotografie 2008
Unwanted surprise, eine ungewollte Überraschung ereignet sich zum ersten Mal im
Ausstellungszusammenhang von montanaberlin: Aus Krankheitsgründen nimmt Chris-
toph Wedding (Düsseldorf) an der von langer Hand geplanten Ausstellung Trojan Horses
nicht teil, was zur Folge hat, dass seine Abwesenheit die Idee verändert, die der Aus-
stellung zugrunde liegt: Im Rahmen des Monats der Fotografie eine Ausstellung zu rea-
lisieren, die einen ungewöhnlichen Zusammenhang von Fotografie (Richard Schütz), ab-
strakter Wandmalerei (Christoph Wedding) und Film (Kaaren Oostenbrink) zum Inhalt
hat. Um die Idee einer sowohl stimmigen sowie ungewöhnlichen medienübergreifenden
Ausstellung zu wahren, haben montanaberlin-Mitglieder Christian Heilig und Esther
Horn kurzfristig entschieden, sich mit installativen und wandmalerischen Arbeiten zu
den fotografischen Arbeiten von Richard Schütz und Karen Oostenbrink in Dialog zu
setzen.
Der thematische Schwerpunkt dieser Ausstellung greift ein wichtiges Moment einer
Werkgruppe von Richard Schütz auf: ausschnitthaft-unwirkliche, situative Räumlichkeit
und Perspektiven, zusammengesetzte Realitätsfetzen, die Körper- und Dingwelt be-
schwören, erahnen lassen. Das Vorgehen, die Weltin Ausschnitten, Segmenten "auf-
Richard Schütz, yes I don´t, 2004 Richard Schütz, pink freak, 2005
zunehmen", wie es fotografisch heißt und sie damit auch einzuteilen, heisst auch Seh-
achsen zu entwerfen, bzw. Sehachsen unserer Wahrnehmung freizulegen. Darauf be-
zieht sich Christian Heilig mit einer Installation, die er `in situ´ entwirft. Feine Holzstäbe
von ca. 50 cm Länge wird er an einem Punkt des Galerieraums von der Decke herab
miteinander verschränken und zu einem luftigen Gebilde konstruieren. Wie "Sehpfeile",
Vektoren, durchmessen sie den Raum, um an ihren Enden unerwartete Verbindungen
einzugehen - eine Nachkonstruktion des Sehaktes gewissermaßen, die Beruhigung
und Halt in viereckigen Boden- und Wandplatten findet, die formal zu den Fotos von
Schütz überleiten. Heilig entwickelt diese Idee auf dem Hintergrund einer modellhaften,
landschaftsähnlichen Skulptur von 2008, die eine Segmentierung des Raums durch
Sehachsen in bizarr - eigener Form zum Inhalt hat.
Christian Heilig (Installation), Esther Horn (Wandarbeit), Richard Schütz (Fotografie), 2008
Esther Horn greift die entstehende Skulptur von Christian Heilig in Form eines trompe
d´oeil s auf: Sie verleiht der luftigen Konstruktion Heiligs einen imaginären, gemalten
Wandschatten und schafft damit Verbindung und Hintergrundfläche für die gezeigten
Fotoarbeiten von Richard Schütz. Das Spiel mit imaginärem Schatten und Volumen
knüpft an Elemente ihrer raummalerischer Arbeiten an, wie in dem Wandbild "moon-
scape" von 2007.
Christian Heilig (Installation), Esther Horn (Wandarbeit), Richard Schütz (Fotografie), 2008
Karen Oostenbrink ergänzt und kontrastiert das Ausstellungsthema auf besondere Wei-
se: sie macht eine Fotografie zum Protagonisten eines Films: in dem Lichtverlauf eines
Tages filmt sie die Fotografie einer Häuserwand. Dabei rafft sie dramaturgisch die Auf
Karen Oostenbrink , o.T., 2006, video-loop, ca. 7:30 min
nahmedauer von 24 Stunden zu einer siebenminütigen Zeitschleife. Mit diesem Kunst-
griff haucht sie dem Abbild das Leben ein, aus dem es entstammt, wobei die beobacht-
ende Distanz das beobachtete Geschehen entrückt, einem erinnerten Traum gleich.
Hier zeichnet die Zeitlichkeit ein Bild nach, das momenthaft wie prozessual sich selbst
im Zeigen und Entschwinden inszeniert. Karen Oostenbrink konstatiert somit durch ihr
Ausgreifen in das Konzeptuelleund Filmische die hybride Beschaffenheit des fotogra-fischen Bildes.
Mit ihrer Arbeit schließt sich der mediale Bogen der Ausstellung von Fotografie über
(Wand)malerei und Installation zum Film und das "Einschleusen" inhaltlicher, trojani-
scher Pferde in das Thema Fotografie. Die ungewohnte Verbindung der Medien beleuch-
tet Potential, Herkunft und Identität von Fotografie und stellt die Frage nach tradiertem
Kontextzwang.